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    Antenne Bad Kreuznach

Bad Kreuznach

Staatsbesuch mit historischem Glanz: Als Adenauer und de Gaulle in Bad Kreuznach zusammentrafen

today17. April 2025

Hintergrund
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Am 26. November 1958 wurde Bad Kreuznach zur Bühne eines historischen Ereignisses: Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer und der französische Ministerpräsident Charles de Gaulle trafen sich in der Kurstadt zu einem symbolträchtigen Staatsbesuch, der die deutsch-französische Freundschaft stärken sollte. Die beiden Bad Kreuznacher Tageszeitungen, die Allgemeine Zeitung und der Öffentliche Anzeiger, berichteten damals detailliert über die Geschehnisse – hier eine Zusammenfassung des ereignisreichen Tages.

Empfang am Bahnhof mit Fahnen und Spannung

Schon in den frühen Morgenstunden herrschte reges Treiben am Bahnsteig 1 des Bad Kreuznacher Bahnhofs. Dort wurden die deutsche Bundesflagge mit Bundesadler und die französische Trikolore gehisst – ein Zeichen der bevorstehenden diplomatischen Bedeutung. Um 10:54 Uhr sollte ein Sonderzug mit den beiden Regierungschefs und ihren Delegationen eintreffen, doch aufgrund dichten Nebels verspätete sich de Gaulles Ankunft. Sein Flugzeug musste auf den Flughafen Ramstein ausweichen, statt wie geplant in Sembach zu landen.

Adenauer, der bereits am Vortag in Bad Kreuznach eingetroffen war, fuhr mit seinen Ministern zum Empfang nach Ramstein. Gemeinsam begab sich die deutsch-französische Delegation später per Staatskarossen nach Enkenbach, wo sie in vier Salonwagen umstieg und mit dem Zug weiterreiste.

Begeisterung in der Kurstadt

Am Kreuznacher Bahnhof warteten bereits zahlreiche Journalisten von Presse, Rundfunk und Fernsehen, als der Sonderzug gegen 11:30 Uhr eintraf. Die anschließende Fahrt der Delegation zum Kurhaus wurde von einer großen Menschenmenge entlang der Straßen begleitet, die die Politiker mit Rufen wie „Hurra Adenauer!“ und „Vive de Gaulle!“ begrüßten. Rund 300 Polizisten sicherten das Kurviertel.

Einzige Störung des friedlichen Ablaufs war ein VW-Käfer mit einem Transparent „Freiheit für Algerien“, geparkt vor dem Pressezentrum. Die Demonstration war vom damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Hans-Jürgen Wischnewski mitverantwortet worden.

Diplomatie und Genuss im Kurhaus

Um 13:30 Uhr versammelten sich die Gäste auf der Kurhausterrasse für Pressefotos. Anschließend folgte das festliche Mittagsessen, sorgfältig ausgewählt vom Bonner Protokollchef Sigismund von Braun. Auf dem Menü standen:

  • Trepansuppe
  • Forelle Blau mit geeistem Meerrettich
  • Rehrücken mit Pfifferlingen und Kroketten
  • Fruchtsalat
  • Mokka

Dazu wurden edle Tropfen gereicht, darunter ein 1953er Kreuznacher St. Martin, ein 1953er Château Cambes (roter Bordeaux) sowie ein 1952er Matthäus Müller Privatsekt. Währenddessen durften Oberbürgermeister Dr. Gerhard Muhs und Beigeordneter Karl Sabel das Eiserne Buch der Stadt zur Unterschrift überreichen. Adenauer – ganz rheinisch – fragte augenzwinkernd: „Wo is denn dat Eiserne Buch?“

Abschied mit Dank und Anekdoten

In einer nachmittäglichen Pressekonferenz mit rund 100 Journalisten gab Bundespressechef von Eckardt eine offizielle Erklärung ab. Gegen 18:30 Uhr verabschiedete sich de Gaulle im Hotel Kurhaus persönlich bei Geschäftsführer Franz Westenberger und lobte die Gastfreundschaft des Hauses.

Auch Adenauer zeigte sich angetan – schon am Vorabend hatte er das Kreuznacher Essen gelobt: „Dat Steak war jut“. Zum Namenstag des Kanzlers überreichte man ihm feierlich einen Strauß Adenauer-Rosen, gezüchtet im Kurpark Bad Kreuznach – ein symbolischer und herzlicher Abschluss eines besonderen Besuchs, der bis heute in der Stadtgeschichte nachhallt.

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Geschrieben von: Daniel Klein